Technische Daten
Der Blinkgeber TBB26 der Hella KG ist ein Blinkgeber für 1 bis 4 Blinkerlampen zu 21W und einer Betriebsspannung von 12V mit Ausfallerkennung über eine Blinkerkontrollleuchte (BKL) 12V/1,2W. Er wurde u.a. in den BMW-Motorradbaureihen /6 und /7 verbaut. Die Typenbezeichnung ist 4DB 002 479-08.
Anschlüsse
Die Anschlüsse sind Klemme 49 (Versorgungsspannung Blinker), Kl. 49a (Ausgang zu den Blinkern), Kl. 31 (Masse) und Kl. C (Blinkerkontrollleuchte, BKL). Da der Blinkgeber bereits in den 1970er Jahren entwickelt wurde, entspricht das Anschlussbild natürlich noch nicht der seit 1998 geltenden Norm ISO 7588-1 („Relais und Blinkgeber für KFZ“), so dass ein Ersatz durch aktuelle Blinkgeber immer auch einen Ersatz des Stecksockels bedingt.
Abbildung 1: Typenschild |
Abbildung 2: Anschlußbelegung |
Abbildung 3: Leiterplatte |
Die Beschaltung: Klemme 49 wird an die geschaltete Versorgungsspannung (Klemme 15) angeschlossen, Klemme 31 an Fahrzeugmasse. Die Blinker werden über den Blinkerschalter mit Klemme 49a verbunden. Die BKL wird an Klemme „C“ und Fahrzeugmasse (Klemme 31) geschaltet.
Abbildung 4: Beschaltung (Prinzipschaltbild)
Aufbau und Funktion
Der Blinkgeber TBB26 ist mit diskreten elektronischen Bauteilen sowie zwei Relais aufgebaut.
Abbildung 5: Stromlaufplan
Grundfunktion „Blinken“
Die Transistoren T1 und T2 bilden einen komplementär aufgebauten astabilen Multivibrator („Blinkschaltung“), dessen Frequenz durch R6 und C2 bestimmt wird. Im Ruhezustand (keine Last an Kl. 49a) wird die Basis von T2 über R4 „hart“ auf +12V gelegt, wodurch T2 sicher sperrt und der Geber nicht anläuft. Wird der Blinker betätigt, stellt der Blinkerschalter den Kontakt zwischen Kl. 49a und den Blinkerlampen der entsprechenden Seite her. Damit wird R5 über die Spule des Relais K2 und die Blinkerlampen sehr niederohmig (weniger als 10 Ω) mit Masse verbunden. R4 und R5 bilden jetzt einen Spannungsteiler, so dass sich an der Basis von T2 ebenfalls der korrekte Arbeitspunkt einstellt und der Geber anläuft. Klemme 49a (und damit die Blinkerlampen) werden nun über das Relais K1 im Takt des Gebers mit +12V versorgt.
Abbildung 6: Bestückungsplan |
Abbildung 7: Relais K2 |
Blinkerlampenkontrolle
Zwischen dem Schaltkontakt von K1 und der Klemme 49a befindet sich noch die Spule des Relais K2. K2 ist ein Stromrelais, d.h. seine Spule besteht aus wenigen Windungen dicken Drahtes und ist sehr niederohmig. Es spricht an, wenn es von einem durch die Dimensionierung der Wicklung bestimmten Strom (dem Lampenstrom) durchflossen wird. Die Ansprechschwelle in dem untersuchten Exemplar des Blinkgebers lag bei ca. 2A, was über dem Betriebsstrom einer einzelnen Blinkerlampe liegt.
Abbildung 8: Erster Blinkertakt mit zwei Lampen |
Abbildung 9: Erster Blinkertakt mit einer Lampe |
rot: Spannung Kl. 49a |
Sind zwei Blinkerlampen zu 21 W angeschlossen (Abbildung 8), zieht K2 an, solange der Lampenstrom fließt, die BKL leuchtet damit im Takt der Blinker mit. Man sieht auch, dass Glühlampen beim Einschalten aus dem kalten Zustand kurzzeitig einen deutlich höheren Strom ziehen, der gut das dreifache des Nennstroms beträgt. Beim erneuten Einschalten im zweiten Blinktakt ist die Lampe noch nicht komplett abgekühlt, die Stromspitze ist deutlich geringer.
Ist nur eine Blinkerlampe angeschlossen (z.B. weil die andere Lampe durchgebrannt ist), reicht nur der zu Beginn des ersten Blinkertakts kurzzeitig fließende Strom aus, um den Kontakt zu schließen und die BKL blitzt einmal kurz auf.
Sind beide Blinkerlampen ausgefallen, fehlt beim Betätigen des Blinkerschalters die niederohmige Verbindung zwischen Kl. 49a und Masse durch die Blinkerlampe(n), der Blinkgeber läuft gar nicht erst an, die BKL bleibt dauerhaft dunkel.
Fehler „Kontrollleuchte glimmt“
Ein mittlerweile häufiges Fehlerbild bei diesem Blinkgeber ist „Blinkerkontrollleuchte glimmt“. Die BKL leuchtet beim Blinken ganz normal im Takt der Blinker auf, erlischt ansonsten aber nie ganz, sondern leuchtet ständig schwach.
Ursache scheint ein Feinschluss im Relais K2 zu sein, durch den Klemme C auch bei offenen Kontakten an +12 V liegt. Der Durchgangswiderstand variiert von Exemplar zu Exemplar, liegt aber meist im Bereich zwischen ca. 50 und 100 Ohm. Ob dieser Fehler vorliegt, kann ganz einfach durch eine Widerstandsmessung zwischen den Klemmen 49 und C des ausgebauten Blinkgebers festgestellt werden. Bei einem einwandfreien Relais K2 darf im ausgebauten Zustand des Blinkgebers keine Verbindung messbar sein. Ist zwischen den Klemmen 49 und C ein Widerstand messbar, der nicht im Bereich von MΩ liegt, hat der Kontaktsatz von K2 den beschriebenen Feinschluss.
Reparatur Relais K2
Der Fehler kann repariert werden. Das Relaisjoch, der Arbeitskontakt und ein Blechteil mit Justagezungen bilden ein Paket, das, durch zwei Isolierfolien getrennt, zusammengenietet ist. Ein Tausch der Isolierfolien behebt das Problem.
Nach dem Auslöten des Relais muss der Niet aufgebohrt und ausgedrückt werden. Anschließend wird das Kontaktpaket zerlegt und die alten Isolierfolien ersetzt. Als Ersatz kann z.B. festes Papier (Dichtungspapier) oder eine Kunststofffolie mit 0,3mm bis 0,5 mm Stärke verwendet werden. Die Durchgangslöcher lassen sich gut mit einer Lochzange herstellen. Der ausgebohrte Niet wird durch eine Schraube M3 ersetzt.
Ansprechschwelle des Stromrelais justieren
Nach der Reparatur des Stromrelais K2 muss es so eingestellt werden, dass es bei einer Last von 2 Glühlampen zu 12V/21W sicher anspricht. Bei einer Last von nur einer Glühlampe soll es nur einmal (im ersten Blinktakt) anziehen und dann nicht mehr. Dies geschieht durch vorsichtiges Verbiegen der beiden in Abbildung 10 sichtbaren Messinglaschen „1“ und „2“.
Mit Lasche „1“ stellt man die Ruheposition des Ankers ein. Der Abstand zwischen Anker und dem Relaiskontakt (die versilberte schmale Blechfahne) sollte wenige 1/10 mm betragen.
Mit Lasche „2“ stellt man die Vorspannung der Feder und damit die Ansprechschwelle des Relais ein. Das kann man vernünftig nur unter Last machen. Bei 2x 12V/21W Last muss das Relais in jedem Blinktakt parallel zu den Blinkerbirnen anziehen. Bei 1x 12V/21W Last soll das Relais zu Beginn des ersten Blinktakts anziehen; es darf vor Ende des Blinktakts wieder abfallen. In den darauf folgenden Takten soll es jedoch nicht mehr anziehen.
Abbildung 10: Justagepunkte Relais K2